UPDATE: Alexander Girkinger und Peter Müller gingen beide über die volle Distanz des Bergmarathons an den Start. Hier ihr äußerst lesenswerter Bericht.
Zugegeben, eine ideale und spezifische Vorbereitung auf einen Bergmarathon sieht anders aus, dessen waren Herbert Lugmayr und ich uns schon vor dem Start beim Traunsee-Bergmarathon bewusst. Auch wenn es sich „nur“ um die halbe Distanz von Ebensee nach Gmunden drehte, hatten wir dieses Jahr vor allen Dingen noch nicht genügend Höhenmeter in den Beinen. Wie immer alles Einteilungssache also, auch darüber waren wir uns einig.
Es drohte zwar nicht die extreme Hitzeschlacht wie im Vorjahr, aber schon beim Start war es mehr als angenehm warm. Auf der ersten Hälfte der Teilstrecke Ebensee – Gmunden jedoch, findet man zumeist ausreichend Schatten und die Verpflegung bei den Labestellen ist war wie immer erstklassig. Bei der Kranabethhütte am Feuerkogel wartete auch heuer Kathrin auf uns, es haben sich aber auch ein paar „Überraschungsgäste“ eingefunden – danke fürs anfeuern! Dementsprechend motiviert fehlte es mir auf der ersten Hälfte des Weges keineswegs am nötigen Biss. Bis zum Kontrollpunkt in der Kreh blieben Herbert und ich gleichauf, hinauf zur Hochsteinalm trennten sich dann unsere Wege.
Bei der Labstelle Mühlbach angekommen und die Flüssigkeitsreserven aufgetankt, war es plötzlich als hätte jemand einen Schalter umgelegt. Obwohl es im Mühlbachtal überwiegend auf Asphalt und nur moderat bergauf geht, konnte ich mich nur selten und mit Mühe zu einem Laufschritt überwinden. Den meisten anderen Teilnehmern geht es auch nicht viel besser, ein schwacher Trost. Mittlerweile heizte die Mittagssonne schonungslos herunter, Schatten sucht man hier sowieso vergebens. Über die berüchtigte steile Betonspur ging es hinauf zum Grasberg. Eigentlich rechnete ich jederzeit damit, dass Herbert wieder hinter mir auftaucht. Gemeinsam hätten wir gerade hier sogar flotter unterwegs sein können – hättiwari. Bergab ließ ich es wieder etwas mehr rollen, merkte aber schnell, dass die Beine heuer einfach nicht mehr hergaben. Nach zwei Wochen Urlaub war ich zwar ausgerastet wie kaum ein anderer Teilnehmer, aber die fehlende Kraft und Wettkampferfahrung im heurigen Jahr machte sich gerade abwärts besonders deutlich bemerkbar.
Also hieß es auch beim Gmundnerberg rauf und runter nicht mehr übertreiben, Ausrutscher vermeiden und dann ab ins Ziel, wo ich zu meiner Freude schon herzlich empfangen wurde. Schon während des Laufs zeichnete sich ab, dass ich noch länger brauchen würde, als bei meinen beiden bisherigen Teilnahmen. Dass es letzten Endes deutlich über fünf Stunden werden sollten, gab mir kurz ein wenig zu denken, meine 04:22 Stunden von 2014 scheinen derzeit in weiter Ferne. Auch Herbert traf wenige Minuten nach mir in Gmunden ein, in der Ziellabe überwog bei uns die Freude über die erfolgreiche und unverletzte Zielankunft.
Zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch nichts davon, dass der 28. Bergmarathon von einem tragischen Unglücksfall überschattet werden würde. Ein Teilnehmer galt als vermisst, nachdem er das Rennen im Bereich des Gmundnerberg aufgegeben hatte und selbständig ins Tal zurückkehren wollte. Eine groß angelegte Suchaktion blieb bis Mitternacht erfolglos und konnte erst am Sonntag fortgesetzt werden. Leider Gottes konnte der 24-jährige nur noch tot aufgefunden werden. Nicht nur als Teilnehmer ist man schockiert und empfindet tiefes Mitgefühl. In solchen Momenten denkt man unweigerlich auch über Sinn und Unsinn dessen nach, was man gerade hinter sich gebracht hat. Viele Sportarten bergen ihre Risiken, Sport kann aber auch extrem viel Freude bereiten. Man wird sich durch solch tragische Ereignisse bewusst, dass Leistung und Zeit gerade als Hobbysportler nicht alles sind. Jedoch darf man sich dadurch auch nicht entmutigen lassen, das gilt auch für die Veranstalter dieses exzellent organisierten Marathons.
Von Michael Lattner
Ebensee – Gmunden (34KM / 2000HM)
Michael Lattner 05:22:03
Herbert Lugmayr 05:36:16
P.S.: Mehr als bemerkenswert finde ich übrigens die Leistungen einiger TeilnehmerInnen aus unserer Gegend über die volle Distanz Gmunden – Gmunden (70KM / 4500HM):
Hermann Daucher (WSV Trattenbach) 08:22:12
Michaela Mandlbauer (LG Kirchdorf) 11:17:18
Günter Ellinger (Oberschlierbach) 13:09:41
Franz Bloderer (Leonstein, 8. Teilnahme) musste heuer in Ebensee aufgeben
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